Markus Baersch

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20.04.2010

Wer die Anspielung auf Kiss (z. B. altersbedingt) nicht verstanden hat: Macht nix. Es geht ja auch nicht um Musik, sondern meine stetig wachsende Überzeugung, dass 95% der Windows-Nutzer heute eigentlich genauso gut mit Linux klar kämen. Und das ist auch nur ein Teil der Story...

RIP DLL-Hell!

Vielleicht liegt es ja am Alter (glaube ich aber nicht), aber vorbei sind die Zeiten, da ich Mausschubser am Windows-PC belächelt habe, weil ich als jemand, der mit DOS "aufgewachsen" ist, noch - wie viele andere auch - davon überzeugt war, dass man nicht nur per Taststur alles schneller hinbekommt, sondern ein fundiertes WC-Pissen - pardon: PC-Wissen - auch unabdingbar für eine dauerhaft glückliche Beziehung zum Rechner sei. Wer nicht jede Windows-Version und alle typischen Probleme telefonsupportsicher zu lösen weiß, hat halt eigentlich auch nichts vor der Kiste verloren oder soll sich wenigstens ehrlich als reiner Dateneingeber betrachten, Basta! Und diese Arroganz (wenngleich hier dem Unterhaltungswert geschuldet überspitzt dargestellt - ehrlich!) kommt ja auch nicht ohne Grund: Viel zu abhängig waren wir alle jahrelang von einem reibungslosen Zusammenspiel von Betriebssystem und den Anwendungen, die wir alle so dringend gebraucht haben. Viele Jahre in der Update/DLL/Schutzverletzungs/Speichermangel/Treiberkonflikt-Hölle... stets begleitet vom ewigen Wintel-Wettlauf darum, ob die nächste Rechner- und Betriebssystemsgeneration wohl den Anforderungen der kommenden Softwarepakete gewachsen sein wird.

In vielen Fällen ist das aber schon lange Schnee von gestern. Nicht, dass installierte Software tot ist, aber deren Einsatz ist weitreichend ebenso... spezialisiert (mir fällt gerade kein passenderer Begriff hierzu ein) wie vergleichsweise simpel (oder besser: frei von Begleitbeschwerden, die nicht aus dem Produkt selbst erwachsen) geworden. Schließlich hat die Zeit die schlimmsten Ecken von OS und Apps abgenagt. Inzwischen ist wohl das Gleichgewicht der Dinge, mit denen man sich am Desktop und im Web herumzuschlagen hat, m. E. etwa in der Waage, obschon die Probleme jeweils ihre eigene Natur haben. Und sie betreffen heute viel weniger den Anwender, sondern größtenteils Entwickler, Dienstanbieter und andere "Puffer", die eben vor dem "Enduser" liegen... solange sie nicht direkt die Benutzbarkeit oder Benutzerfreundlichkeit der Anwendung selbst begründet sind (hier kann man selbstredend nicht nur die gleichen, sondern sogar viele schöne neue Fehler im Web machen).

XP, Vista, 7, 8... und dann  gute Nacht?

Aus Sicht des typischen Anwenders aber ist die fundierte Kenntnis des Betriebssystems heute jedenfalls viel unwichtiger - ist es doch oft nur das Ding, in dem der Browser lebt und mit dem man das Internet nutzt... mit einer überschaubaren Anzahl von Anwendungen. Meinethalben noch ein paar Office- und andere Produkte zur "Offline-Nuztung". Und fertig... PC-Gamer mal ausgenommen (kauft Euch 'ne Konsole!). Und diese Unwichtigkeit betrifft m. E. auch die Wahl des Betriebssystems selbst. Installiertbar sind viele, wartbar und für die typischen Aufgaben zu beherrschen ebenso. 

Nicht zuletzt angestoßen von der problemlosen Umstellung meines Netbooks von XP auf Linux und der damit einhergehenden (auch für mich inzwischen nicht ganz neuen) Erkenntnis, dass ich damit auch ohne tiefe Kenntnisse des Systems - allenfalls unterstützt durch googeln - prima zurecht kommen werde (Ja, dieser Beitrag wird auf dem eeePC verfasst ;)), bin ich verstärkt der Überzeugung, dass sich eine Umstellung aller (zumindest an Neueinsteiger...) ausgelieferten Systeme mit einem anderen System als Windows nur marginal auswirken würde. Zumindest in der idealen Welt, in der diejenigen, die heute typische Windows-Anwender-Fragen beantworten können, dies auch für das andere System könnten. Der Zwang, die Anwendungen das System bestimmen zu lassen, besteht jedenfalls m. E. faktisch nicht mehr.

Und welches System sollte das wohl sonst sein? Die Existenz des iPad ist wohl kaum ein Argument gegen die Systemvielfalt... was aber noch lange kein Grund ist, Apple bzw. das iPhone-OS als echte Alternative (zu Linux!) zu betrachten. Dazu ist die Menge der Einschränkungen einfach zu groß. Ich meine damit nicht Flash oder andere "Kleinigkeiten" (FacebookApp-Süchtige mögen mir verzeihen ;)), sondern vielmehr die Steve-Jobs-Gottmode-Alleinherrschaft über die Entscheidung, was auf iSonstwas laufen darf und was nicht. Fasst man Linux mal etwas weiter und nimmt Android mit auf; blickt dann noch rüber zu im ROM vorinstallierten Linux-Versionen, Linux auf anderen Clients als reinen PCs und bis hin zu Google... jadoch Chrome... OS (der reduzierten Browserplattform auf Linuxbasis schlechthin...), steht der denkbare doch Sieger eigentlich fest, oder? Jaja, Windows 7 Phone Geraffel. Geh doch weg - ich sage nur "Blackberry". Man kann sich ja heute auch nicht mehr bei Compuserve einwählen, also mal ehrlich.

Moment mal... so schnell schießen die Preußen aber nicht!

Ich will ja Windows nicht hier und jetzt begraben und... Teufel: Ich selbst bin ja noch entwicklerseitig zum Teil fest an Windows gebunden. Es ist aber in den vergangenen Jahren einfach zu viel passiert, um nach wie vor so zu tun, als wäre der Trend nicht absehbar. Der Desktop-PC und die "mobile Workstation" für Poweruser, wie wir sie kennen, werden dem Mainframe ins dunkle Grab folgen und nie wieder auftauchen. Viva la Vielfalt. Und dank des Webs gibt es auch eigentlich nur eine Richtung, in die es sich zu bewegen gibt: Den Browser (jadoch2: und je nach Fall meinetwegen auch die - werbeunterbrochene oder bezahlte - App).

To Boldly Go Where No Man Has Gone Before!

"Ja genau: Die Cloud!" höre ich es da schon aus dem Hintergrund. Doch Vorsicht: Allzu schnell kann man das Ziel aus den Augen verloren und die eigentlichen Anforderungen des Anwenders vergessen. Datenherrschaft und Einhaltung zugesicherter Verfügbarkeit und Servicelevel sind zwar nicht immer an "räumliche Nähe" gebunden, aber eigene Zusicherungen können in diesem Modell niemals über das hinaus gehen, was wiederum vom Wolkenanbieter vertraglich zugesichert wurde. Meistens liegt der Level im Zweifelsfall wohl eher darunter, wenn es wirklich zum GAU kommt - die Vergangenheit kennt genug Beispiele von Störfällen und Datenlecks bei allen Arten von Hostern und Plattformen.

Der User hingegen will nur einen gewissen Satz ausgewählter Funktionalität im Browser (jadoch3: oder sonstwie als Gadget) nutzen... und tut das auch schon seit geraumer Zeit in vielen Anwendungsfällen, ohne sich dabei um Updates oder Treiberprobleme etc. zu scheren. Anwendung und Daten gehören also auf hochverfügbare, sichere und gut gewartete Server - und Funktionalität und Usability müssen auf diese Form der Nutzung zugeschnitten und entsprechend konzipiert sein. Desktopähnlich ja... aber eben deutlich anders. Das alles hat aber nichts mit Cloudcomputing oder anderen technischen Aspekten zu tun.

Die Herausforderung kann schließlich schon seit Jahren von Anbietern aus verschiedensten Anwendungsbereichen gemeistert werden, vollkommen ohne Wolken oder andere Buzzwords. Man fängt aber hinsichtlich des eigentlichen Produkts im Einzelfall ggf. sprichwörtlich bei Null an; gleichsam gesegnet wie bestraft mit seiner bisherigen Erfahrungswelt.

Zum Glück aber lässt die Trägheit des Marktes - und nicht zuletzt auch die problemlos mögliche und daher nach wie vor bevorzugte Nutzung des Webs auf eigentlich gar nicht mehr dazu erforderlichen aktuellen Systemen - sicherlich noch genug Zeit für alle Umwege, falsch gesteckte Ziele oder an realen Anforderungen vorbei laufenden Ausbruchsversuchen, bis der richtige Weg in die sich stetig fortentwickelnde Beziehung zwischen Mensch und internetgestützter Arbeits-/Alltagsgerätschaft in allen Bereichen gefunden wurde. Auch dort, wo wir heute vielleicht noch von einzelnen Systemen oder bestimmten Rahmenbedinungen abhängig sind. Ein langer Atem vorausgesetzt. So oder so gelten aber die einst für ebenso nahezu konstant wie die Gravitation geglaubten Gesetzte nur noch befristet... wie ich langsam an mir selbst feststelle 😉

Und damit schließt sich dann auch der Kreis und der Urheber der Vorlage für die Überschrift soll auch das Schlusswort bekommen. K-I-S-S (Keep It Simple)!

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