Markus Baersch

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31.01.2021

Google Analytics 4 ist mir viel zu früh auf die Welt gekommen und ich habe daraus auch nie ein Geheimnis gemacht. Allerdings sind mit den jüngst veröffentlichten Demodaten für eine E-Commerce- und eine Gaming-Property im Google Analytics 4 Format ein wichtiger Puzzlestein für alle potentiellen Umsteiger in das Bild eingefügt worden. Wie greift man auf die Demodaten zu und wie nutzen sie bei der Eingewöhnung in Google Analytics 4?

Update des Demo-Kontos für Google Analytics

Das Demokonto ist prinzipiell nichts Neues. Es beinhaltete bisher allerdings nur eine Universal Analytics Property des Google Merchandise Stores. Das Konto kann aus der Hilfe aus über einen Link geöffnet werden. Nach einem Klick wird das eigene Google Konto als Nutzer zum Demo-Account hinzugefügt und nach dem Speichern der E-Mail Einstellungen (genau: Nichts auswählen ;)) besteht bereits Zugriff auf die Daten. Man landet zwar zunächst in der alten Demo-Property für Universal Analytics; kann diese aber wechseln.

GA4-Demo Properties

Neu sind hier zwei weitere Properties:

  1. Die GA4-Variante des Merchandise Stores als E-Commerce-Beispiel auf Basis eines realen Shops
  2. Eine Property als Beispiel für ein "Flood-It!" - Spiel (Puzzle) unter Android und iOS

Die aktualisierte Hilfeseite beschreibt beide "Spielwiesen" und die darin verfügbaren Daten genauer. Bis auf einige Einschränkungen (wie z. B. das Fehlen des Nutzer-Explorers) kann man damit alle Möglichkeiten von Google Analytics erproben, ohne selbst Daten in den verschiedenen Bereichen wie E-Commerce oder gar die typische Vermessung einer App inkl. Käufen etc.  erheben zu müssen. Dass dies nun auch für Google Analytics 4 möglich ist, erleichtert vieles:

Vorteile der Demo Properties für Google Analytics 4 Einsteiger

Jeder ist derzeit noch ein Einsteiger. Ob man bereits mit paralleler Implementierung oder auf einer Test-Domain Daten erhebt... über die automatisch gesammelten Events des "Basis-Trackings" hinaus gibt es bei fast allen noch große Lücken. Und so sind auch - und vor allem - im E-Commerce derzeit bestenfalls rudimentäre Echtdaten vorhanden. Nur sehr selten wird aus der bestehenden Datenschicht eines Live-Shops bereits ein umfangreiches E-Commerce-Tracking per GTM gezaubert und parallel an GA4 versendet. Jedenfalls in meiner Welt.

Und so gibt es zwar "ein paar Daten", aber selten kann man sich ernsthaft mit einer Planung auseinandersetzen, wie die derzeit genutzten Metriken, Dimensionen, Kennzahlen und Reports sich aus der Universal-Analytics-Welt in GA4 abbilden lassen. Unabhängig davon, ob man dabei auf die Chance verzichtet, seine derzeitige Nutzung von Daten zu hinterfragen, zu optimieren und einstweilen alles 1:1 "nachbauen" zu wollen oder Bereitschaft zum Umdenken vorhanden ist: Der Anfang ist extrem schwierig, ohne dabei ein brauchbares Set an Events und Parametern zur Verfügung zu haben.

Genau da setzen die Daten der Demo-Properties an. Wobei ich den Wert der hinzugekommenen Beispieldaten für eine App mangels Erfahrung nur erahnen kann. Aber spätestens die parallele Existenz von Demo-Daten des Merchandise Stores im UA- und GA4-Format wird es den Webanalyse-Interessierten vieler "normaler" Websites und Shops leichter machen, sich sowohl mit dem User-Interface von GA4 vertraut zu machen als auch einen Vergleich zwischen Universal und GA4 anzustellen.

Wobei man "Vergleich" hier nicht wörtlich nehmen sollte. Wer die Daten der UA- und GA4-Property im gleichen Zeitraum betrachtet und sich z. B. den Traffic nach Quelle und Medium in beiden Properties ansieht, wird (zumindest derzeit) keine Übereinstimmung feststellen, sondern im Gegenteil deutliche Unterschiede.

GA4- UA-Berichtsvergleich

Das ist aber nicht tragisch, denn ein Vergleich von Messwerten ist für einen Vergleich der Reports und deren Aufbau gar nicht erforderlich.

Der Merchandise Store muss auch nicht unbedingt als Best Practice Beispiel für den eigenen Shop geeignet sein. Vermutlich wird man sein eigenes Tracking - speziell im Bereich der User-Properties der Events - anders aufbauen wollen. Genau da liegt derzeit aber eben noch eine Hürde, die dafür sorgt, dass man aus verschiedenen Bereichen noch gar keine Daten hat. Was dazu führt, dass die wenigen bestehenden Berichte in GA4 oft leer sind und - viel schlimmer - der Einstieg in die Nutzung des "Analyse Hubs" sehr schwierig erscheint.

Mit den Daten des Demo-Kontos sieht das ganz anders aus. Sowohl die bestehenden Berichte und Übersichten der Ereignisse als auch der komplette Bereich "Erkunden" ist mit Leben gefüllt, so dass man selbst aktiv werden und Segmente hinzufügen, Dimensionen austauschen oder Metriken in Reports ergänzen... und auch wirklich Veränderungen sehen kann.  Statt nur zu lesen, kann man mit den Demo-Properties nun Anleitungen wie die riesige Komplett-Übersicht bei Michaela Linhart oder in Beiträgen zu Reports in den Blogs von Charles Farina oder Krista Seiden selbst nachvollziehen. Das macht m. E. den Ein- und Umstieg deutlich leichter, weil man nicht erst komplett über die Implementierungshürde springen muss.

Damit wird sich das bisherige "Daten parallel sammeln und gelegentlich mal reinsehen für die nächsten Monate" als Empfehlung für die meisten Fälle allein nicht mehr halten können. Jeder, der heute auf die eine oder andere Weise mit Daten aus Universal Analytics arbeitet, sollte nun ernsthaft Zeit einplanen, sich eingehender mit dem Interface und den zugegebenermaßen bestehenden Hürden (speziell für Umsteiger) von GA4 auseinanderzusetzen. Die Demo-Daten helfen dabei hoffentlich nicht nur, die einzelnen Menüpunkte mit Leben zu füllen, sondern regen auch dazu an, das eigene (UA-geprägte) Tracking nicht unbedingt als ideale Blaupause für ein GA4 Tracking der eigenen Website(s) und / oder App(s) zu sehen.

Natürlich schließen die Demo-Daten nicht alle Lücken. Speziell die vielen Vorteile, die die Verknüpfung mit BigQuery mit sich bringen, wird man ohne eigene Daten im eigenen GCP Konto nicht heben bzw. deren Nutzung konkret erproben können. Aber ganz ehrlich: "im eigenen GCP Konto" ist eine Voraussetzung, die heute üblicherweise (noch) nicht gegeben ist. In meinem Kalender hat sich die Verfügbarkeit der neuen Mandaten jedenfalls bereits niedergeschlagen. Außerdem werden die in den nächsten Monaten nicht weniger werdenden Meldungen zu Neuerungen in GA4 dank der Demo-Daten mit eigenen Klicks zu erkunden sein. Das ist gut, denn alles, was mittel- und langfristig zu planen ist, kann GA4 nicht einfach ignorieren.

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